Sitzendes Verhalten
Dass Bewegungsmangel eine ernsthafte Gefahr für unsere Gesundheit darstellt, ist schon lange bekannt. Relativ unbekannt ist hingegen das gesundheitliche Risiko, das langes Sitzen (eine sitzende Lebensweise) mit sich bringt, unabhängig von ausreichender körperlicher Bewegung. Hauptverantwortlich dafür ist unser Beruf. Die meisten von uns verbringen ihr Berufsleben den ganzen Tag sitzend und tippen auf ihrem Desktop oder Laptop. In diesem Zusammenhang kann man von einer neuen Form des Berufsrisikos sprechen.
Von sitzendem Verhalten spricht man, wenn Tätigkeiten ausgeführt werden, die wenig bis keine Energie erfordern (≤1,5 MET), während man sitzt oder liegt, aber nicht schläft.
Bewegungsmangel ist nicht dasselbe wie Bewegungsmangel, sondern eine andere Art von Verhalten, die eigene Gesundheitsrisiken birgt. Leider ist Bewegungsmangel sowohl in den Niederlanden als auch in anderen Ländern weit verbreitet. Aktuelle Daten des niederländischen „TNO-Monitors für Bewegung und Gesundheit“ zeigen, dass die Zeit, die Niederländer in den letzten Jahren im Sitzen (oder Liegen, aber nicht Schlafen) verbringen, leicht zugenommen hat (mit Ausnahme der über 75-Jährigen).
Gesundheitsrisiken
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass langes Sitzen das Risiko eines vorzeitigen Todes erhöht. Es handelt sich um eine sogenannte Dosis-Wirkungs-Beziehung. Das bedeutet, dass Menschen, die die meiste Zeit sitzend verbringen, am stärksten gefährdet sind. Wer mehr als 11 Stunden täglich sitzt, erhöht sein Risiko für einen vorzeitigen Tod innerhalb der nächsten drei Jahre um 40 %. Dies gilt nicht für Menschen, die nur 4 Stunden sitzend verbringen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass langes Sitzen das Krankheitsrisiko erhöht. Dabei spielt es keine Rolle, ob man sich ausreichend bewegt.
Krankheit
Es gibt kaum bis gar keine Belege für den Zusammenhang zwischen längerem Sitzen und Krankheiten, da es zu diesem Thema nur wenige Forschungsarbeiten gibt und deren Qualität bestenfalls fragwürdig ist. Eine kürzlich durchgeführte Metaanalyse zeigt, dass langes Sitzen mit einem erhöhten Risiko für Diabetes Typ 2 verbunden sein kann und
Mögliche Erklärungen
Die Erforschung der physiologischen Mechanismen, die den Zusammenhang zwischen längerem Sitzen und Gesundheitsrisiken erklären, steckt noch in den Kinderschuhen. Es wird vermutet, dass langes Sitzen einen direkten Einfluss auf den Stoffwechsel, die Kalziumaufnahme und die Gefäßgesundheit hat. Im Stehen steigt nicht nur unser Energieniveau. Stehen hilft uns auch, einer Gewichtszunahme vorzubeugen und aktiviert unsere Haltungsmuskulatur, insbesondere die Oberschenkelmuskulatur. Im Sitzen findet keinerlei Aktivität der Haltungsmuskulatur statt. Dies führt zu Stoffwechselstörungen, die wiederum erhebliche Gesundheitsrisiken nach sich ziehen können. Es ist wiederholt bewiesen, dass ein Wechsel zwischen Sitzen, Stehen und Bewegung notwendig ist, um Gesundheitsrisiken durch langes Sitzen zu reduzieren.
Was ist nach Ansicht von Experten die richtige Anzahl aufeinanderfolgender Sitzzeiten?
Den Menschen in den Niederlanden und anderen Ländern der Welt wird dringend geraten, längere sitzende Tätigkeiten so weit wie möglich zu vermeiden.Bisher gibt es hierzu jedoch keine spezifische internationale Richtlinie. Dies wird sich in absehbarer Zeit wahrscheinlich ändern, da immer mehr Studien zu diesem Thema durchgeführt werden und es immer mehr Hinweise auf die gesundheitlichen Risiken längerer Bewegungsmangels gibt. Künftige Richtlinien werden den Menschen höchstwahrscheinlich raten, sitzende Tätigkeiten so weit wie möglich einzuschränken und abwechselnd Sitzen, Stehen und Bewegung zu betreiben – egal ob länger oder kürzer.
Bei der Arbeit an den Stuhl gefesselt
Wir sind zunehmend dazu verdammt, stundenlang am Schreibtisch zu sitzen. Unsere Arbeit ist zu unserem Übeltäter geworden und hält uns von der täglichen Bewegung ab. Allein in den Niederlanden verbringen über 3,4 Millionen Arbeitnehmer täglich mehr als 4 Stunden am Schreibtisch. Niederländische Arbeitnehmer verbringen durchschnittlich 7 Stunden am Schreibtisch. In der Automatisierungs- und Unternehmensdienstleistungsbranche, der Transportbranche, dem Bank- und Versicherungswesen sowie in der Regierung und Justiz verbringen Arbeitnehmer durchschnittlich 7,9 bis 9 Stunden am Tag mit sitzender Tätigkeit.
Es ist zu erwarten, dass aufgrund der zunehmenden Automatisierung und Computerisierung in verschiedenen Branchen immer mehr Arbeitnehmer sitzende Tätigkeiten verrichten. Innovative niederländische Entwicklungen wie „The New Way of Working“ dürften diesen Trend noch verstärken, da die Arbeit von zu Hause aus immer beliebter wird. Dadurch wird es weniger Pendeln und mehr sitzende Tätigkeiten geben, was wiederum dazu führt, dass die Menschen im Alltag weniger Bewegung bekommen.
Einschränkung sitzender Tätigkeiten
Arbeitgeber können entscheidend dazu beitragen, sitzende Tätigkeiten so weit wie möglich einzuschränken. In erster Linie sind sie gesetzlich dazu verpflichtet, Berufsrisiken auf ein Minimum zu reduzieren. Zweitens haben sie ein gemeinsames Interesse daran, arbeitsbedingte Gesundheitsrisiken im Hinblick auf die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter zu minimieren. Es ist allgemein bekannt, dass sitzende Tätigkeiten und Bewegungsmangel ein hohes Risiko für Krankheitsausfälle und eine langsame Genesung der Mitarbeiter bergen. Vorausschauendes Handeln und die Kontrolle der Situation können sich daher für Arbeitgeber auch finanziell auszahlen. Das Beste daran ist, dass es einfache Möglichkeiten gibt, sitzende Tätigkeiten zu reduzieren, ohne Produktivitätsverluste, hohe Kosten oder Sicherheitsbedenken einzugehen. Es kann so einfach sein wie Aufstehen oder Herumlaufen. Eine weitere Möglichkeit, sitzende Tätigkeiten zu reduzieren, ist die Verwendung eines höhenverstellbaren Stehpults. Der Wechsel zwischen Sitzen und Stehen bei der Arbeit ist anfangs nicht so einfach, daher müssen sich die Mitarbeiter wirklich anstrengen, um ihn zu meistern. Aber letztendlich wird es ihrer Gesundheit sehr zugute kommen.
Abschließend
- Es gibt starke Hinweise darauf, dass längeres Sitzen mit einem erhöhten Risiko eines vorzeitigen Todes verbunden ist
- Es gibt starke Hinweise darauf, dass längeres Sitzen ein erhöhtes Risiko für verschiedene Krankheiten wie Diabetes,
- Diese Gesundheitsrisiken verschwinden nicht durch ausreichende Bewegung. Wenn Sie einen sitzenden Lebensstil führen, besteht ein Risiko.
- Sitzende Tätigkeiten bergen Gesundheitsrisiken und gelten heute als Berufsrisiko
- Die Gesundheitsrisiken können durch die Reduzierung sitzender Tätigkeiten und sitzender Tätigkeiten verringert werden.